Am 4. September 2011 wurden Gelting und die umliegenden Ortschaften durch Starkregen überschwemmt. (Bild: Dr. Peter Lüsebrink)
Bis zu 1,50 Meter hoch stand das Wasser an der Ecke Süderholm / Wilhelmstraße. Bewohner mußten evakuiert werden oder in die oberen Stockwerke ziehen. (Bild: Wolfgang Jonas)
Einige Betroffene nahmen es trotz der hohen finanziellen Schäden, die sie durch das Hochwasser erlitten hatten, mit einem gewissen Galgenhumor. (Bild: Wolfgang Jonas)
Viele freiwillige fleißige Helfer sorgten mit ihrem unermüdlichen Einsatz dafür, daß der Schaden nicht noch größer wurde. (Bild: Wolfgang Jonas)
Teilweise stand das Geltinger Wirtschaftsleben still. Viele Geschäfte und Büros mußten für eine lange Zeit geschlossen werden. (Bild: Wolfgang Jonas)
Erst eine gewaltige Hochleistungspumpe aus Holland befreite Gelting von den Wassermassen. (Bild: Andreas Lorenzen)
Als das Wasser weg war, zeigte sich das ganze Ausmaß der Schäden. (Bild: Wolfgang Jonas)
Der Gesamtschaden dieses Hochwassers wurde zunächst auf 1 bis 2 Millionen EURO geschätzt. (Bild: Wolfgang Jonas)
Wolfgang
Jonas
In Falshöft
und an zwei Geltinger Häusern sind sie heute noch zu sehen, die kleinen
Schilder, die auf die Hochwasserstände während der großen Sturmflut von 1872
hinweisen. Diese Markierungen lassen erkennen, welchen verheerenden Wasserstand
es am 13. November 1872 im Kirchspiel Gelting gegeben hat. Nach den
Aufzeichnungen des Heimatkundlers Peter Schwennsen, ist diese Sturmflut die schwerste und größte Flut in der
Geschichte gewesen: Das Wasser war gegenüber der Flut von 1694, bei der der Deich zwischen Quisnis und Beveroe komplett
vernichtet wurde, noch um 60 cm höher
gestiegen.
*Quelle:
Archiv Gelting
Solche
Katastrophen gab es in Ostangeln, namentlich im Kirchspiel Gelting
auch in den späteren Jahren immer wieder, bis hinein in die Gegenwart.
War es in den vorigen Jahrhunderten um den Deichschutz nicht sonderlich gut
bestellt, so sind heute auch die tiefer liegenden Küstengegenden wie Falshöft,
die Birk und Gelting durch stabile Deiche hervorragend gegen Sturmfluten
geschützt.
In den
letzten Jahrzehnten war allerdings vermehrt zu beobachten, dass das Wasser eher
von oben und aus dem Binnenland und nicht von der Ostsee kam. Die
landwirtschaftlich genutzten Flächen im südöstlichen Teil Geltings, durch die
die Geltinger Au in Richtung Ortsmitte fließt, sind bei jedem länger
andauernden Starkregen innerhalb weniger Stunden großflächig überschwemmt. Zusammen
mit dem Regenwasser rauscht das Quellwasser der Geltinger Au von Priesholz in Richtung
Gelting. Dort werden die Wassermassen vor der Unterführung unter der
Bundesstraße 199 in ihrem Durchfluss durch eine enge Verrohrung abgebremst. So
bildet sich ein enormer Rückstau, der, wenn nicht rechtzeitig gehandelt wird,
in kürzester Zeit Häuser, Gärten und Straßen überschwemmt. Die Anwohner hoffen
dann jedes Mal inständig, dass sich die Wetterlage bald wieder beruhigen werde.
Sie sorgen sich um ihre Häuser, die bereits oftmals in den vergangenen
Jahrzehnten von eindringenden Wassermassen beschädigt oder vernichtet wurden.
Die Gründe
für diese gravierenden negativen Auswirkungen sind vielfältig. Hochwasser durch
anhaltende Regenfälle oder durch Schneeschmelze hat es in der Vergangenheit
auch schon gegeben – nur die Auswirkungen waren damals nicht so gravierend. Zum einen spielen auch die immer öfter
auftretenden kräftigen Unwetter eine nicht unerhebliche Rolle. Viele Experten
gehen davon aus, dass diese in Zukunft aufgrund des zu befürchtenden
Klimawandels vermehrt auftreten könnten. Weitere Gründe für die größeren
wirtschaftlichen und finanziellen Schäden in der Neuzeitbestehen darin, dass
die Ortsflächen, die früher bei Hochwasser überschwemmt waren, heute fast
vollständig bebaut sind. Das frühere Gutsdorf Gelting, das nur ganz knapp über
dem Meeresspiegel liegt, hatte über
Jahrhunderte hinweg kaum Häuser und nur wenige Einwohner. Der Ort bestand
überwiegend aus tiefen, moorigen Grünflächen, um die herum nur wenige Katen
standen. Das Wasser konnte also kaum größeren Sachschaden an Häusern anrichten,
es konnte sich ohne Hindernisse verteilen.
So war der
gesamte Bereich im heutigen Geltinger Ortskern, rund um den Bürgerpark bis in
die 1970er Jahre eine tiefe moorige Landfläche, die fast immer überschwemmt
war. Diese moorige Fläche und die Geltinger Au trennten früher die beiden Orte Gelting und Suterballig.
Bis zum Bau des erhöhten Bahndamms für die Kleinbahn im Jahr 1886 war auch
dieser Bereich auf mehreren hundert Metern nur tiefe, feuchte Wiese.
Die heutige
Promoi, eine trocken gelegte landwirtschaftlich genutzte Fläche, war früher das
große Geltinger Noor, das bis zur Geltinger Kirche reichte. Hochwasser konnte
sich rund um dieses Noor ausbreiten. Zum Teil wird dieses Gelände aber heute
schon wieder als Hochwasser-Auffangbecken genutzt. Trotzdem hat das Wasser kaum
noch größere Ausbreitungsmöglichkeiten.
In den
letzten Jahrzehnten traten weitere Faktoren für eine Hochwassergefahr aus dem
Binnenland hinzu: Die zu engen Rohre der unterirdisch zwischen der
Bundesstrasse 199 und der Schmiedestraße geführten Geltinger Au scheinen nicht
die einzige Ursache für die ständige Hochwassergefahr zu sein, sondern auch die
Flurbereinigung, die Begradigung der Bäche und Auen und die teilweise
Verrohrung der Vorfluter.
Chronologie der vergangenen
Hochwasserereignisse
Leider
wurden in früheren Jahrzehnten nicht alle Hochwasserereignisse in der Region
schriftlich festgehalten. Aber schon die wenigen vorhandenen Aufzeichnungen
zeigen, wie sehr das Kirchspiel Gelting in der Vergangenheit mit Hochwaser zu
kämpfen hatte.
Im Dezember 1835 brach der Deich nördlich
von Falshöft und überflutete die nähere Umgebung. Diese Flut blieb nur 65 cm
unter der Sturmflut von 1872.
1872 erlebte fast die gesamte Ostseeküste
und auch der gesamte Bereich Ostangeln die wohl verheerendste Sturmflut der
Vergangenheit, die einen immensen Schaden anchtete. (siehe oben)
Nur zwei
Jahre nach dieser großen Sturmflut brach am 10. Februar 1874 der Deich in der Nähe von Falshöft erneut, diesmal
an drei verschiedenen Stellen. Wiederum wurden schwere Verwüstungen
angerichtet.
1931 gingen tagelang wolkenbruchartige Regenfälle über
Gelting nieder, die den tiefgelegenen Ort stark unter Wasser setzten. Vom
Pastorat bis zur Schmiedestraße watete man durch knietiefes Wasser.
1941 wütete
sieben Tage lang ein Oststurm im
Kirchspiel. Am 13. November des Jahres wurde in Falshöft der Deich an mehreren
Stellen überflutet und beschädigt. Der
Deich wurde mit Sandsäcken notdürftig geschlossen. Wo ein Haus bedroht war,
wurden Menschen und Material geborgen.
Danach
verging sehr viel wertvolle Zeit, bis die Schäden an den Deichanlagen wieder
beseitigt wurden und der Deich wieder hochwasserfest hergerichtet werden
konnte.
Am 11. Dezember 1949 richtete eine große
Sturmflut erhebliche Schäden an den Deichen der Ostseeküste an und bedrohte die
dort lebende Bevölkerung.
*Quelle:
www.Nieby.de
Am
4. Januar 1954 zerstörte eine Sturmflut
Deiche vor Ohrfeld, Falshöft und Wackerballig.
Gelting kam mit einem blauen Auge
davon.
Ein Bericht des Schlei-Boten
zeugt von der damaligen dramatischen Situation:
Wild
und unerbittlich tobte ein Sturm über das Land und ebenso wild und unerbittlich
brandeten die Wellen gegen die Küste, aus der sie ein Stück nach dem anderen
hinweg rissenDie
Schleuse in Grahlenstein drohte einzustürzen.Hätte
die Schleuse nicht gehalten, stünde Gelting unter Wasser.In
Ohrfeld war der Damm auf einer Breite von 20 Meter an mehreren Stellen durchbrochen,
ungehindert wälzten sich die Fluten über das Land. Fast 40 Hektar Land, Felder
und Acker versanken unter den Wassermasen. An vielen Stellen umspülte das
Wasser bereits die in Küstennähe gelegenen Höfe. Bei der Hunau-Schleuse hatten
die Wassermassen bereits die im Bau befindliche Nordstraße erreicht, die nur
1,25 m höher als die Wasseroberfläche liegt. In Wackerballig war ebenfalls der
Damm gebrochen, breite Flächen waren überschwemmt. Mit dem Wagen nach
Wackerballig durchzukommen, war unmöglich. Am Nachmittag mussten die in
Wassernähe gelegenen Häuser geräumt werden. Auch hier: Überschwemmte Äcker und
Wiesen, eingeschlossene Gehöfte, überflutete Wege. In Falshöft war auf einer
Breite von 100 Metern der Damm an mehreren Stellen durchbrochen. An den
Bruchstellen drang das Wasser ins Land, ohne Widerstand zu finden. Bewohner sagten,
dass die Ostsee an diesem Tag ihren höchsten Wasserstand seit 1872 erreicht hatte.
Quelle:
Schlei-Bote vom 5.1.1954
Eine kleine
Randbemerkung in einem Zeitungsartikel weist darauf hin, dass es 1962
ein Hochwasser in Gelting gegeben haben muss. Über den Grund und die
Auswirkungen ist nichts bekannt..
Am 14. März 1969 wurde der 1961 gerade erneuerte Deich nördlich des Leuchtturms Falshöft
auf 2000 Metern beschädigt und auf 100 Metern vollständig zerstört.
Vom 28. bis zum 31. Dezember 1978 wurde während einer schweren Sturmflut der gesamte Deich und rund 15
Meter des Deichvorlandes bei Falshöft ein Raub der Fluten. Das Wasser kam bis
dicht an die Häuser heran.
*Quelle: www.Nieby.de
Nach
der Schneekatastrophe 1978 kam es im März 1979 aufgrund der einsetzenden
Schneeschmelze zu einem weiteren Hochwasser in Gelting.
Der Sachschaden betrug mehrere
zehntausend DM. Das Tauwetter hatte die Geltinger Au binnen kurzer Zeit in
einen reißenden Strom verwandelt, der über die Ufer trat und mehrere Straßen,
Keller und Erdgeschoss-Wohnungen der anliegenden Häuser überflutete. Trotz des
Einsatzes von vielen freiwilligen Helfern, 15 Feuerwehren und 18 Löschzügen
sowie eines Zuges der Wassereinsatzbereitschaft Linnau und Riesbriek, die mit
ihren Pumpen mit einer Leistung bis zu 4.000 Litern in der Minute das Wasser in
die einen Kilometer entfernte Gaarwanger Tiefe wegpumpte, stieg das Wasser
beständig an. Als das Wasser bis zu einem halben Meter auf den Straßen stand,
wurde der Wassernotstand ausgerufen. Zahlreiche Lager- und Kellerräume von
Geschäftsleuten und die darin befindlichen Waren wurden überflutet. Mehrere
Wohnungen mussten ausgeräumt werden, in einem Fall wurde die Evakuierung einer
Frau erforderlich. Damit die Arbeiten der Feuerwehren unbehindert blieben,
mussten der Süderholm von der Bundesstraße 199 bis zu den Toften und die
Raiffeisenstraße für den Verkehr von Sonntag bis zum Mittwoch gesperrt werden.
Mit hunderten von Sandsäcken versuchten die Helfer, die Wassermassen vor den
gefährdeten Häusern zu stoppen. Auch die Bewohner der höher gelegenen
Klaus-Groth-Straße mussten pausenlos Wasser schöpfen. Schon seit dem Sonnabend war das Wasser von
einer naheliegenden Anhöhe sturzflutartig in die Häuser gedrungen. Die
Gemeindestraße nach Freienwillen musste wegen der Überflutungen gesperrt
werden, schließlich kamen noch Straßen in Pommerby-Gammeldamm, Lehbek und
Stenderup hinzu. Besonders neuralgische Punkte im Einsatz gegen das Hochwasser
waren die Grundstücke und Häuser am unteren Süderholm, weil sich das
abfließende Wasser beim Einfluss der verrohrten Geltinger Au unter der
Bundesstraße 199 stark staute und die in der Nähe liegenden Erd- und
Kellergeschosse überflutete.
Auch im Dreieck zwischen der
Raiffeisenstraße, Norderholm und der B 199 kamen zahlreiche Pumpen zum Einsatz,
da das abfließende Wasser mit großem Druck aus den Wasserschächten kam und die
tiefer gelegen Räume bedrohte. Ein Bild der Verwüstung boten die vom Hochwasser
betroffenen Häuser: Überall Schlamm und aufgequollene, Wellen werfende
Holzfußböden.*Quelle:
Flensburger Tageblatt
1979 Im Dezember 1979 wurde Gelting erneut überflutet.
„Es ist zum Heulen! Zum zweiten
Mal in diesem Jahr sind wir restlos abgesoffen!“Das
sagte verbittert das Schlachter-Ehepaar Hans-Otto und Toni Müller aus Gelting.
Genau wie im März des Jahres nach der großen Schneeschmelze liefen auch diesmal
wieder gewaltige Wassermassen in die Kellerräume der Schlachterei, der
Wasser-Höchststand betrug diesmal 1,50 Meter. In Gelting waren Regenmengen von
etwa 25 Liter pro Quadratmeter nieder- gegangen. Sandsack-Barrieren erwiesen
sich als wenig wirkungsvoll, da das Wasser sozusagen von „hinten herum“ Wege
zum Überfluten finden konnte. Schlachter Müller verzweifelt: „Es wird Wochen
dauern, bis die Maschinen und Räume wieder trocken sind, der Schaden geht in
die Tausende.“ Doch Müllers waren nicht die Einzigen, die vom Hochwasser
betroffen wurden: Auch 20 weitere Familien in Gelting waren den Tränen nahe und
hofften, dass die Feuerwehren jedenfalls ihre Keller wieder leer pumpten.
Geltings
Bürgermeister Heinz von Hobe: „Unsere Kanalisation reicht bei solchen
Wassermassen einfach nicht aus, die Rohre sind zu klein.“
Dabei
gab es bereits Pläne für eine Entlastungsleitung, doch die sollte rund eine
Million Mark kosten. Der Bürgermeister: „Wir bemühen uns, das Geld dafür
zusammen zu bekommen, so kann es wirklich nicht weiter gehen. Diese Angst muss
den Bürgern genommen werden.“
Das nächste Hochwasser kam
im Januar 1986
So
schnell wie das Wasser kam, konnte die Feuerwehr nicht pumpen. In 24 Stunden
waren 30 bis 40 Liter Regenwasser pro Quadratmeter gefallen.
Bürgermeister
Heinz Kretschmann: „Man stellt sich die
Frage, was in der Vergangenheit versäumt worden ist. Die zu engen Rohre
scheinen nicht die einzige Ursache zu sein, sondern auch die Flurbereinigung,
die Begradigung der Bäche und Auen und die teilweise Verrohrung der Vorfluter.“
Das Geltinger
Klärwerk schaltete auf Rot und arbeitete nicht mehr ordnungsgemäß.
Alle
bisher geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen wie Rückhaltebecken, Umleitung der Au nach Gaarwang bzw. in die
Stenderuper Au scheiterten an den zu hohen Kosten, die bei jeder Maßnahme über einer
Million DM lagen.
SHZ
24.1.1986
Auch 1988 gab es, wie bereits 1979, zweimal Hochwasser
in Gelting. Zum zweiten Mal waren im Oktober 1988 etliche Hauseigentümer am
Süderholm und in der Stenderuper Straße rund um die Uhr im Dauereinsatz. Die
anhaltenden Niederschläge der vergangenen Tage hatten zu Überflutungen
zahlreicher Keller geführt. Die von den Betroffenen auf eigene Kosten in den
letzten Jahren eingebauten Pumpen liefen unentwegt, aber das Wasser drückte
direkt durch die Wände und Kellerböden.
Insgesamt standen über vier
Hektar Land und Gärten unter Wasser, darüber hinaus arbeitete das Geltinger
Klärwerk seit Tagen nicht mehr, weil es nur als „Überlauf“ diente.
Auch Bürgermeister Rainer Moll
überzeugte sich zum wiederholten Male von den Auswirkungen der
Überschwemmungen. Wie er sagte, hatte sich der Vorstand des Wasser- und
Bodenverbandes dazu entschlossen, eine Entlastungsleitung zu bauen, durch die
dann allerdings größere landwirtschaftliche Flächen überschwemmt würden. Moll
sprach sich auch für die Anschaffung einer leistungsfähigen Pumpe aus, die
Kosten dafür schätzte er auf 200.000 Mark. Gelting allein wäre allerdings nicht
in der Lage, diesen Aufwand zu tragen. Von den zuständigen Behörden wurde eine
derartige Pumpe aber abgelehnt.
SHZ 8.11.1988
Im Februar 1995 gab es das schlimmste
Hochwasser seit 16 Jahren (1979)
Seit
der Verrohrung der Geltinger Au und der Begradigung von Bächen und Vorflutern
im Rahmen der Flurbereinigung, hatte sich die Lage dramatisch verschärft.
Das Hochwasser
kam aus dem Binnenland, die Promoi-Wiesen wurden überschwemmt. Man stellte
fest, dass der Damm bei Grahlenstein zu niedrig sei und der Regen überforderte
das Schöpfwerk bei Grahlenstein
SHZ
2.5.1995
Am 4.
September 2011 wurde der Bereich Ostangeln durch ein Starkregengebiet überflutet.
Die
Wetterdienste hatten für den 4. September 2011 Regenmengen von 15 bis 30 Liter
pro Quadratmeter, die das Tiefdruckgebiet mit dem Namen „Dieter“ mit sich
bringen sollte, für die kommende Nacht
vorausgesagt, mehr sollte es nicht werden. *"Wetterwelt.de" in Kiel .
Doch
was dann ab etwa 18 Uhr geschah, hatte es in der Geschichte des Ortes
Gelting wahrscheinlich noch nie geben.
Zwischen 18 und 21 Uhr sorgte ein heftiges
Unwetter für Land unter in Gelting und Golsmaas. Ein Starkregengebiet zog über
Ostangeln und überflutete den Ort in einem nie gekannten Ausmaß. In Gelting
fielen innerhalb weniger Stunden bis zu 120 mm Niederschlag. Die Hauptstraßen
standen bis zu 1,20 Meter unter Wasser und mussten eine Woche lang vollständig
gesperrt werden.
Die
Feuerwehren aus der Umgebung und das Technische Hilfswerk mühten sich die ganze
kommende Woche unermüdlich, die Wassermassen in einer Größenordnung von geschätzt
einer Million Liter aus dem Ort zu pumpen. Doch ein Erfolg stellte sich nur
langsam ein, zumal es immer wieder neue Regenschauer gab.
Das
Wirtschaftsleben des Ortes kam fast zum Erliegen. Geschäfte, Büros und
Gastwirtschaften mussten vorübergehend schließen, teilweise fiel längere Zeit
der Strom aus. Einzelhändler mussten verdorbene Waren einfach wegwerfen.
Die Feuerwehren und das Technische
Hilfswerk blieben weiterhin im Dauereinsatz aber neue anhaltende Regenfälle hielten
die Rettungskräfte weiter in Atem.
Neue Sorgen bereitete auch der
steigende Wasserstand der Ostsee, ausgelöst durch ungünstige Windverhältnisse.
Die Schotten am Deich in Grahlenstein schlossen sich, es konnte kein Wasser in
das Geltinger Noor ablaufen.
Es blieb nun nur noch eine
Möglichkeit, Gelting schnell vom Wasser zu befreien, eine aus den Niederlanden
herbeigeschaffte Hochleistungspumpe. Diese schaffte es mit ihren riesigen
Rohren dann tatsächlich, Gelting wurde vom Wasser befreit
Nun konnte der Einsatz der Helfer nach
einer Woche beendet werden – der ganze Ort konnte aufatmen.
Geschätzt entstand ein Schaden von zwei
Millionen EURO in Gelting. Dabei war zu bedenken, dass die meisten der betroffenen
Haushalte gar nicht oder nicht ausreichend versichert waren und es auch heute
noch nicht sind. Da Teile Geltings als Gefahrengebiet bei Hochwasser gelten,
ist der Abschluss einer Versicherung ausgeschlossen oder nur zu sehr hohen
Prämien möglich. Die Angst vor neuem Hochwasser mit all ihren Folgeschäden
bleibt und es ist nur zu hoffen, dass sich die verantwortlichen Organisationen
und Entscheidungsträger möglichst bald auf eine einvernehmliche
Hochwasserschutz-Regelung einigen werden, um für die Zukunft Schlimmeres zu
verhindern.
Die nachfolgende
Aufstellung ist zwar nur eine Statistik und hat keinerlei Aussagekraft für die
Zukunft, sie zeigt aber, wie sehr die Region um Gelting in der Vergangenheit
immer wieder vom Hochwasser betroffen war.
Erfasste
Deichbrüche und Überflutungen im Kirchspiel Gelting
Auffällig
ist, dass in den letzten Jahrzehnten hauptsächlich die Überschwemmungen durch
Starkregen zugenommen haben. Seit 1962 gab es sieben Überflutungen, verursacht
durch Regenfälle.
Obwohl diese Statistik nur wenig Aussagekraft hat,
zeigt sie jedoch, dass die zeitlichen Abstände immer kürzer geworden sind und
dass man alles daran setzen sollte, die schlimmen Folgen von weiteren
Hochwasserereignissen zu verhindern.
(Luftbilder aus den Orten unseres Kirchspiels)
Schloss Gelting, im Hintergrund der Ort Gelting
Die Geltinger Kirche, im Vordergrund die abgerissenen Gebäude vom Gasthof Gelting und Kaufhaus Lorenzen.